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Lorenz - USA 2021

Ich bin Lorenz und war von Herbst 2021 bis Sommer 2022 im Rahmen des GEARE Programms in den USA. Mein Praktikum habe ich in Kalifornien bei Tesla machen dürfen, bevor ich mit einem selbst ausgebauten Bus quer durch die USA bis nach Indiana an die Purdue University gefahren bin.

Als die Vorbereitungen alle abgeschlossen waren und Familie, Freunde und Freundin verabschiedet waren, ging es Anfang September für alle GEARE Teilnehmer des KIT erstmal für eine Woche an den Campus der Purdue University nach Indiana, wo wir uns um die dringlichsten organisatorischen Dinge kümmerten und schon die ersten neuen Kontakte knüpfen konnten. Weil ich zuvor noch nie in den USA war, erwartete mich schon auch ein kleiner kultureller Schock, allerdings gar nicht im Negativen. In Amerika läuft dann doch einfach einiges einfach anders als in Deutschland. So gingen die fünf Tage rasant zu Ende und da ich nochmal eine weite Reise vor mir hatte, brach ich schon Freitags wieder zum Flughafen nach Chicago auf. Als mich dann nach weiteren 6 Stunden Reise der Uber-Fahrer vor meiner neuen WG in Palo Alto, CA absetzte, realisierte ich erst so richtig, dass ich jetzt ganz auf mich gestellt einige tausend Kilometer und 9 Stunden zeitverschoben von Familie und Freunden wohne. Irgendwie auch ein cooles Gefühl so selbstständig zu sein.

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Am Montag darauf ging dann auch schon morgens mein Praktikum los, das ich die nächsten dreieinhalb Monate bei Tesla absolvieren sollte. Da ich im Voraus kaum Informationen zur Stelle erhalten hatte, war ich sehr gespannt, was mich erwarten würde. Das einzige, was ich wusste, war, dass ich im Batterieteam arbeiten würde. Mein Chef nahm mich dann aber gleich super freundlich in Empfang und führte mich durch das Head Quarter und zeigte mir alles. Es stellte sich dann auch schnell heraus, dass ich im Entwicklungs und Design Team für das neue Batterypack, das im Tesla Model Y eingesetzt wird, arbeiten werde. Das Team übernimmt dabei koordinierende Funktionen für die beteiligten anderen Fachbereiche und konzipiert das ganze Produkt. Vom ersten Layout im CAD bis zu allen notwendigen Software und Hardware Tests werden alle Schritte von den Maschinenbauingenieuren des Battery Design Teams durchgeführt oder zumindest betreut. Als ich nach den ersten Wochen immer mehr gelernt hatte, bekam ich zunehmend Verantwortung und eigene kleine Aufgaben. Zumindest bei Tesla werden Praktikanten weniger als Beobachter behandelt, sondern viel mehr in den Arbeitsalltag eingebunden und eingesetzt wie fertig studierte Ingenieure. Das führte teilweise dazu, dass Aufgaben sehr anspruchsvoll und auf den ersten Blick überfordernd wirkten, als man sich dann aber im Team ein Wenig zurecht fand und wusste, wer bei welchen Problemstellungen helfen kann, machte das selbstverantwortliche Arbeiten aber mehr und mehr Spaß.

Neben meinen eigenen kleinen Projekten wurde ich ab und zu von Kollegen gefragt, ob ich sie bei kleineren Tätigkeiten unterstützen könne. Das waren meistens praktische Tätigkeiten wie das Bauen von kleinen Prototypen mit den Technikern aus dem Machine Shop oder das Anfertigen von 3D-Drucken. Und plötzlich waren dann auch schon die ersten zwei der drei Monate bei Tesla um, und ich musste beginnen zu überlegen, welche Aufgaben fertiggestellt werden können, und welche an neue Praktikanten oder Festangestellten abgegeben werden können. Im Nachhinein bin ich einfach super dankbar, dass ich so ein Praktikum in den USA erleben durfte und würde es allein deshalb wirklich jedem ans Herz legen, der noch mit dem Gedanken spielt, sich für das GEARE Programm zu bewerben.

Neben dem Arbeiten bei Tesla, das unter der Woche schon die ganzen Tage beanspruchte, gab es natürlich auch freie Wochenenden, an denen ich die Gegend erkundete. Neben densuper coolen Städten San Francisco, Monterey und Santa Cruz, die alle in unmittelbarer Nähe von Palo Alto liegen, ist die Natur an der Pazifikküste auch unglaublich schön. Und das beste: Der Yosemite National Park ist nur drei Autostunden entfernt. Ab und zu durfte ich auch ein Firmenfahrzeug leihen.

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Und dann war da noch ein kleines Projekt: Für die drei Wochen zwischen Praktikum und Uni-Beginn in West Lafayette hatte meine Freundin Lea geplant zu kommen. Und ich musste ja irgendwie einmal quer durch die USA zur Uni kommen. Und um diese Reise ganz besonders zu machen hatte ich mich also dazu entschieden, einen Transporter zu kaufen und diesen als Camper umzurüsten. Weil sich die Suche als nicht so ganz einfach herausstellte, viel mein Augenmerk auf einen ganz in der Nähe angebotenen VW T3 aus 1989. Obwohl mir alle davon abrieten fuhr ich dennoch hin und entschied mich dann auch einigermaßen schnell, genau diesen alten Bus zu kaufen. An den Wochenenden baute ich eine provisorische Ausstattung inklusive Kühlbox, Solarpaneelen, Standheizung und natürlich einem Bett in den Bus. Leider spielte die 30 Jahre alte Technik nicht immer so perfekt mit und so musste ich mich auch mit Thermostaten, diversen Temperatursensoren und gerissenen Riemen beschäftigen.
Letztendlich schafften wir es aber, 2 Tage nach Leas Ankunft mit dem Camper aufzubrechen. Unsere Reise führte uns von San Francisco über Santa Cruz den Highway 1 entlang der Pazifikküste Richtung Süden nach Pismo Beach, Santa Barbara, Santa Monica und schließlich nach Los Angeles. Die Fahrt teilten wir auf einige Etappen auf und konnten so von allen Örtchen ein bisschen was sehen und die Gegend erkunden. Das Wetter spielte zwar nicht immer super mit, die Pazifikküste bei Sturm hatte aber auch ihren Charme. Nach zwei Tagen L.A. hatten wir dann auch genug und fuhren man erstmals in das Landesinnere in Richtung Las Vegas. Mit Zwischenstops in der Wüste kamen wir dann in Vegas an und waren vollkommen überwältigt von der Stadt. Alles ist zwar unglaublich künstlich, spätestens wenn es dunkel wird kommt man aber gar nicht mehr aus dem Staunen raus. In Vegas verbrachten wir dann auch ein ganz besonderes Silvester auf dem Strip. Am ersten Morgen des neuen Jahres fuhren wir dann noch zum Grand Canyon, was auch einfach nur beeindruckend war, bevor Lea schon wieder zurück nach Deutschland fliegen musste. Die darauffolgenden Tage bestanden dann aus Fahren, Tanken und Fahren, die umliegende Landschaft war aber wunderschön und so ließen sich die restlichen 3000 Kilometer durch Arizona, New Mexico, Texas, Oklahoma; Missouri und Illinois dann doch ganz gut bewältigen.

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Angekommen an der Purdue ging auch gleich schon das Semester los. Weil sich an der Purdue die Note eines Faches aus vielen Teilleistungen zusammensetzt, lohnt es sich von der ersten Woche an alle Aufgaben gewissenhaft zu bearbeiten und abzugeben. Neben den regulären Vorlesungen hatten wir aber auch andere Kurse wie Praktika für Strömungslehre und Mess- & Regelungstechnik. Für diese Praktika mussten wir regelmäßig Lab Reports verfassen und abgeben, was zwar teilweise sehr viel lästige Arbeit war, im Nachhinein aber auf jeden Fall hilfreich, um wissenschaftliches Schreiben auf englisch zu üben.
Im Fach Senior Design durften wir in einer 5er Gruppe mit einen Budget von $1000 komplett frei eine Idee umsetzen, dieses Projekt machte mir am meisten Spaß. Von der Konzeption, über Entwicklung und Produktion wurden sämtliche Prozessschritte von unserer Gruppe realisiert und letztendlich hatten wir am Ende des Semesters ein funktionierendes Produkt. Während meiner Zeit in West Lafayette wohnte ich mit zwei Amerikanischen Studenten in einer WG in einem Haus ein bisschen außerhalb des Campus. Mit dem Fahrrad fuhr ich dann jeden Tag an den Campus, wo ich in der Regel auch bis Abends blieb. Im Mechanical Engineering Building und auch sonst am Campus gibt es diverse Räumlichkeiten wo man super allein oder als Gruppe arbeiten kann.

Generell ist der Campus der Purdue einfach super cool. Neben diversen Lerneinrichtungen gibt es eine Werkstatt mit Drehbänken, Fräsen und allem, was man braucht, aber auch ein zur Verfügung stehendes 3D-Druck Lab in dem man sich austoben kann. Das campus-eigene Gym ist riesig und hat einen Kletter- und Boulderbereich, Basketballfelder, Fußballfelder, ein riesiges Schwimmbad inklusive Whirlpool und zwei Saunas. So konnte sich man die Wochen am Campus super vertreiben und war auch in Lernpausen stets gut beschäftigt. Schneller als gedacht rückten dann auch schon die ersten Klausuren an, doch im Vergleich zu KIT Prüfungen war das dann alles ganz gut machbar. So vergingen die Wochen und das vorher komplett eingeschneite Indiana wurde langsam wärmer. An den Wochenenden erkundeten wir das nicht allzu weit entfernte Chicago oder machten Ausflüge in die naheliegende Natur. Und dann standen auch recht schnell schon die Finals an und das Semester an der Purdue neigte sich dem Ende zu.


Nach 4 klasse Monaten in West Lafayette stand für mich dann noch eine Reise mit meinen Schwestern von Chicago über die großen Seen an die Ostküste nach Boston, New York und Washington an. Und nach 9 Monaten USA ging es dann ende Mai zurück nach Deutschland. Abschließend war diese Zeit absolut unvergesslich und unglaublich lehrreich. Sowohl für meine Laufbahn als Maschinenbauer, als auch für vieles anderes. Auch wenn es manchmal schwierig war so lange meine Freundin nicht zu sehen und anfangs in Kalifornien gar niemanden zu kennen, lernt man glaube ich auch aus so einer Erfahrung sehr sehr viel. Und die Erlebnisse bei Tesla, an der Purdue und natürlich auch auf den Reisen quer durch die USA waren so einzigartig, dass ich es nie bereut habe, mich für das GEARE Programm entschieden zu haben!

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